SFH-141788   Klimakrise Drei Wege, die über das Weltklima entscheiden werden, Nora Laufer, Philip Pramer · Daten: Sebastian Kienzl, Moritz Leidinger

Die Folgen der Erderhitzung haben uns längst erreicht: Rekordtemperaturen, Dürre, Überschwemmungen, schmelzende Gletscher, ein steigender Meeresspiegel und ein Rückgang der Artenvielfalt sind nur einige der zahlreichen Konsequenzen. Wo wir in der Klimakrise stehen und was auf uns zukommt.

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Der Planet befindet sich auf einer Rekordjagd. In Großbritannien wurden zum Jahreswechsel Temperaturen von mehr als 16 Grad Celsius gemessen. Zur gleichen Zeit wüteten im US-Bundesstaat Colorado Waldbrände, die sich aufgrund des ungewöhnlich trockenen Bodens rasant ausbreiten konnten. Auf den Philippinen liefen unterdessen Aufräumarbeiten nach schweren Überschwemmungen, die das Land kurz vor Weihnachten verwüsteten.

Alles normal? Bei weitem nicht. Der Planet hat sich im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter schon um rund 1,1 Grad erhitzt. In der Wissenschaft herrscht breiter Konsens darüber, dass menschengemachte Treibhausgasemissionen in den vergangenen Jahrzehnten zu diesem rasanten Temperaturanstieg geführt haben. Seit den 1970er-Jahren steigt die globale Temperatur schneller denn je zuvor. Laut Weltklimarat (IPCC) ist die Erde heißer, als sie es in den vergangenen 125.000 Jahren war – entsprechend gravierend sind die Folgen für Mensch und Umwelt.

Die internationale Staatengemeinschaft hat sich daher im Rahmen des Pariser Abkommens darauf geeinigt, die Erderhitzung bei 2 Grad, aber möglichst 1,5 Grad Celsius zu stoppen. Trotz zahlreicher Ankündigungen und Bekenntnisse von Staats- und Regierungschefs aus aller Welt ist diese Kehrtwende bisher noch nicht gelungen. Der Weltklimarat warnte unlängst davor, dass die 1,5-Grad-Grenze bereits 2030 überschritten werden könnte, wenn nicht umgehend Gegenmaßnahmen gesetzt werden. Dass die bisherigen Anstrengungen nicht ausreichen, machte Uno-Generalsekretär António Guterres beim letzten Klimagipfel eindringlich klar: „Wir schaufeln unser eigenes Grab."

Was bedeutet der Temperaturanstieg für den Planeten, für uns Menschen, für die Biodiversität und die Wirtschaft?

Drei Zukunftsszenarien

Der Weltklimarat zeichnet in seinem aktuellsten Sachstandsbericht, der diesen Frühling vollständig erscheint, fünf Szenarien, wie es mit dem Klima weitergehen kann. Diese von eins bis fünf nummerierten sogenannten Shared Socioeconomic Pathways (SSP), also sozioökonomische Entwicklungspfade, beziehen im Gegensatz zu früheren Modellen nicht nur Treibhausgase ein, sondern auch soziale und politische Aspekte.

Es geht also zunächst nicht um CO2, sondern um Dinge wie Wirtschaftswachstum, Urbanisierung, Bildung und Bevölkerungsentwicklung. Gewissermaßen zeigen uns die Szenarien also die Wege auf, die wir als Menschheit gehen könnten.

Diese Modelle sagen zunächst einmal nichts darüber aus, um wie viel sich die Erde erwärmen wird – sondern eher, wie leicht oder schwierig es wird, den Klimawandel abzuschwächen (mitigation) und sich an Klimaveränderungen anzupassen (adaptation).

Um von den Gesellschaftsmodellen schließlich zu einer Temperatur zu kommen, haben die Wissenschafter des IPCC deshalb für jedes Szenario einen Wert für den Strahlungsantrieb berechnet, der als für dieses Szenario wahrscheinlich gilt. Dieser ist im Grunde die Ursache für den Treibhauseffekt: Er steigt mit mehr Treibhausgasen an. Je höher er ist, desto mehr Wärme bleibt in der Erdatmosphäre gefangen. Für das optimistische Szenario SSP1 wurde dieser vom IPCC mit 2,6 angenommen, für das fossile Szenario mit 8,5. Die Nummer des Szenarios und der Strahlungsantrieb zusammen ergeben also den jeweiligen technisch klingenden Namen des Pfades.

Wie sehen diese Szenarien nun aus? Wir haben das optimistische, das mittlere und das katastrophale Szenario herausgepickt:

19502015210020332053208501234+5°C+1,1°C+1,5°C+1,7°C+2°C+2,7°C+4°C+4,7°C

Das optimistische Szenario heißt offiziell „Green Road" oder SSP1-2.6. Es zeichnet eine Welt, die viel Geld in Bildung und Gesundheit steckt, die Geburtenrate nimmt dadurch ab. Allgemeines Wohlbefinden zählt langsam mehr als reines Wirtschaftswachstum, zusammen mit steigendem Umweltbewusstsein nimmt der Ressourcenverbrauch ab. Die Politik setzt auf Kooperation und fördert die Erforschung umweltfreundlicher Technologien.

Sowohl Klimaschutz als auch Klimawandelanpassung fällt in so einer Welt leicht: Die globalen Treibhausgasemissionen konnten um das Jahr 2050 auf null reduziert werden. Bis zum Ende des Jahrhunderts steigt die globale Durchschnittstemperatur um 1,7 Grad, die hellblau schattierte Fläche zeigt die wahrscheinliche Bandbreite der Erderhitzung in diesem Szenario. Extremwetterereignisse haben zwar zugenommen, doch das Schlimmste konnte noch verhindert werden.

Das zweite Szenario („Middle of the Road" oder SSP2-4.5) beschreibt den mittleren Weg, der eintritt, wenn wir die bisherigen Entwicklungen in die Zukunft fortschreiben. Die wirtschaftliche Entwicklung verläuft regional unterschiedlich, die Ungleichheit verbessert sich nur langsam. Institutionen arbeiten auf die Erreichung nachhaltiger Entwicklungsziele hin, kommen aber nur langsam voran, das betrifft auch die Forschung an nachhaltigen Technologien.

Klimaschutz und Klimawandelanpassung fallen in diesem Szenario weder besonders leicht noch besonders schwer. Die CO2-Emissionen würden zwar nicht explodieren, aber trotzdem stetig bis zum Ende des Jahrhunderts ansteigen. Im Jahr 2100 wäre die Welt dann um rund 2,7 Grad wärmer.

Im katastrophalen Szenario („Fossil Highway" oder SSP5-8.5) setzt die Welt noch stärker auf Wettbewerb und Innovation, was die Wirtschaft ankurbeln und international noch enger zusammenwachsen lässt. Dank hoher Investitionen in Gesundheit, Bildung und Soziales sinkt die Ungleichheit. Das hohe Wirtschaftswachstum und der Wohlstand werden allerdings mit der Ausbeutung von noch mehr fossilen Brennstoffen erkauft.

In einer solchen Welt würde Klimaschutz schwierig fallen, die Temperaturen bis 2100 um 4,7 Grad steigen. Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels wäre in diesem Szenario wegen des hohen Wohlstands ironischerweise vergleichsweise einfach: Lokale Umweltprobleme wie Luftverschmutzung würden erfolgreich bewältigt werden, auf globaler Ebene hofft die Welt auf derzeit noch unausgegorene Technologien wie Kohlenstoffabscheidung und -speicherung. Die Klimakrise würde eine solche Gesellschaft mit voller Wucht treffen.

Es wird immer heißer

49,6 Grad in Kanada, 38 Grad in Sibirien. Das vergangene Jahr hat wieder einmal für Hitzerekorde gesorgt. Nicht nur in einzelnen Regionen schießt das Thermometer in die Höhe, sondern auf dem gesamten Planeten: 2021 dürfte sich unter die heißesten sieben Jahre der Messgeschichte einreihen. Die Rekordjahre traten allesamt seit 2014 auf.

Durch die fortschreitende Klimakrise nehmen Hitzetage zu; Hitzewellen treten häufiger auf und dauern länger an. Für Mensch und Tier bedeutet das gesundheitlichen Stress – vor allem in urbanen Gegenden, in denen es häufig an Abkühlung fehlt. Nach Angaben einer im Vorjahr erschienenen Studie hätte es 37 Prozent aller Hitzetoten in den vergangenen 30 Jahren ohne die Klimakrise nicht gegeben. Allein in Österreich sterben laut Berechnungen der Regierung durchschnittlich 500 Personen frühzeitig aufgrund der Hitze.

Wenn wir vom 1,5-Grad- oder vom 2-Grad-Ziel sprechen, reden wir von globalen Durchschnittstemperaturen. Doch die Erde erwärmt sich nicht überall gleich schnell – und auch die sonstigen Auswirkungen des Klimawandels sind von Ort zu Ort verschieden.

Der Weltklimarat hat deshalb anhand von Modellen für jede Region der Welt berechnet, welche Auswirkungen die verschiedenen Pfade haben werden. Werfen wir zuerst einen Blick auf das bestmögliche vom IPCC berechnete Szenario …

Durchschnittstemperatur (2041-2060)

Veränderung in °C verglichen mit 1995-2014

„Green Road"-Szenario SSP1-2.6

-6
±0°C
+6

Durchschnittstemperatur (2081-2100)

Veränderung in °C verglichen mit 1995-2014

„Green Road"-Szenario SSP1-2.6

-6
±0°C
+6

Durchschnittstemperatur (2081-2100)

Veränderung in °C verglichen mit 1995-2014

„Middle of the Road"-Szenario SSP2-4.5

-6
±0°C
+6

Durchschnittstemperatur (2081-2100)

Veränderung in °C verglichen mit 1995-2014

„Fossil Highway"-Szenario SSP5-8.5

-6
±0°C
+6

Hitzetage über 35°C (2081-2100)

Veränderung in Tagen verglichen mit 1995-2014

„Green Road"-Szenario SSP1-2.6

-40
±0 Tage
+40

Hitzetage über 35°C (2081-2100)

Veränderung in Tagen verglichen mit 1995-2014

„Middle of the Road"-Szenario SSP2-4.5

-40
±0 Tage
+40
»

Sollte die Welt den Pfad SSP1-2.6 einschlagen, also vergleichsweise nachhaltig wirtschaften, würde es bis zum Ende des Jahrhunderts um rund 1,7 Grad wärmer werden, das Pariser Klimaziel von 1,5 würden wir laut IPCC „sehr wahrscheinlich" nicht erreichen.

In West- und Zentraleuropa würde es im Zeitraum von 2041 bis 2060 sogar um rund 2,4 Grad wärmer werden, …

… bis 2100 gar um 2,5 Grad.

Wir müssten uns auch auf heißere Sommer einstellen: Die Anzahl der Tage, an denen es gefährlich heiß wird, also über 35 Grad hat, würde in dieser Region bis zum Ende des Jahrhunderts um 5,5 auf 9,8 steigen.

Wie sieht es beim „Middle of the Road"-Szenario aus, also wenn wir die derzeitigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen in die Zukunft fortschreiben würden?

In Mittel- und Westeuropa würde es bis 2100 um 3 Grad heißer werden, zwischen Juni und August sogar um 3,5 Grad.

Außerdem wäre es an 13 Tagen im Jahr unerträglich heiß – dreimal so viele wie zwischen 1986 und 2005.

Noch oranger färbt sich die Karte im Szenario SSP5-8.5. Das Pariser Klimaziel rückt in dieser fossil angetriebenen hypothetischen Welt in weite Ferne – die durchschnittliche Oberflächentemperatur würde bis 2100 um 4,7 Grad ansteigen.

Von Starkregen bis Schneemassen

Durch die Klimakrise verändert sich die Art des Niederschlags – Starkregenereignisse werden beispielsweise häufiger. In Zentral- und Westeuropa war das im vergangenen Jahr zu beobachten, als Extremniederschläge im Sommer zu Überschwemmungen führten. Mehr als 160 Menschen starben allein in Deutschland infolge der Flutkatastrophe. Die Wahrscheinlichkeit, dass solche Extremwetterereignisse eintreten, hat sich laut einer Forschergruppe der Initiative World Weather Attribution (WWA) durch die Klimakrise um das 1,2- bis 9-Fache erhöht. Zudem sei die Intensität jener extremen Niederschläge aufgrund der globalen Erwärmung in der Region zwischen drei und neun Prozent gestiegen.

Auch in anderen Ländern der Welt sind Veränderungen zu beobachten. Die Klimakrise hat in Indien beispielsweise dazu geführt, dass sich Intensität und Zeitpunkt des Monsuns verändert haben. Die damit einhergehenden Ernteausfälle sind für den von Landwirtschaft geprägten Staat schwerwiegend.

Auch wenn es für viele augenscheinlich paradox wirkt, kann die Klimakrise auch zu starkem Schneefall führen. Durch die steigenden Temperaturen verdunstet mehr Wasser – das im Winter als Schnee auf die Erde herunterkommt. Vor allem in den USA kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu ungewöhnlich starken Schneefällen.

Max. 5-Tage-Niederschlag (2081-2100)

Veränderung in % verglichen mit 1995-2014

„Green Road"-Szenario SSP1-2.6

-55
±0%
+55

Max. 5-Tage-Niederschlag (2081-2100)

Veränderung in % verglichen mit 1995-2014

„Middle of the Road"-Szenario SSP2-4.5

-55
±0%
+55

Max. 5-Tage-Niederschlag (2081-2100)

Veränderung in % verglichen mit 1995-2014

„Fossil Highway"-Szenario SSP5-8.5

-55
±0%
+55
»

Diese Karte zeigt, wie sich die Niederschlagsmenge global verändern würde, wenn die Welt den Weg in eine halbwegs nachhaltige Zukunft einschlagen würde. (Diese Modelle sind mit einiger Unsicherheit behaftet.)

Entlang des Äquators im Pazifik würde wohl mehr Regen fallen, ebenso in der Sahara-Zone und über der Arabischen Halbinsel und Indien.

Trockener würde es hingegen in subtropischen Gebieten wie der Mittelmeerregion, in Teilen Süd- und Zentralamerikas und in Südafrika.

Noch intensiver werden diese Unterschiede im „Middle of the Road"-Szenario mit höheren Treibhausgasemissionen …

… während sich die Niederschlagsextreme in einer noch mehr fossil befeuerten Welt weiter verschärfen würden.

Zu trocken, um zu gedeihen

Nicht nur Starkregen zählt zu den Wetterextremen, die sich durch die Klimakrise häufen, sondern auch Dürren. Im Globalen Süden sorgt der trockene Boden vermehrt für Missernten – und somit für Hungersnot und wird zur ökonomischen Überlebensfrage für Bäuerinnen und Bauern. Zudem führt die Dürre mitunter dazu, dass der Weg zu Wasserquellen weiter wird – und Menschen gezwungen werden, ihren bisherigen Lebensraum zu verlassen.

Aufeinanderfolgende Trockentage (2081-2100)

Veränderung in Tagen verglichen mit 1995-2014

-40
±0 Tage
+40

„Green Road"-Szenario SSP1-2.6

„Middle of the Road"-Szenario SSP2-4.5

„Fossil Highway"-Szenario SSP5-8.5

Aber auch im Alpenraum haben Landwirte mit extremer Trockenheit zu kämpfen. In den vergangenen Jahren sorgten Dürreperioden in Österreich für Schäden in Millionenhöhe. Einer aktuellen Studie zufolge waren die Sommer 2019 und 2020 in Europa die trockensten der vergangenen zwei Jahrtausende. Ist der Boden zu trocken, kann er nur schwer große Wassermengen aufnehmen. Daher befördert die Trockenheit mit darauffolgendem Starkregen Überschwemmungen.

Was bedeutet das alles …?

… für die Artenvielfalt?

Viele Ökosysteme der Erde reagieren sensibel auf Klimaveränderungen. Schon ein Zehntelgrad mehr oder weniger kann sie aus dem Gleichgewicht bringen. Ökosysteme leben davon, dass Arten aufeinandertreffen: Blüten auf Insekten, Früchte auf hungrige Mäuler, Raubtier auf Beute.

Der Klimawandel kann dazu führen, dass sich die Jahreszeiten verschieben – und damit das Aufeinandertreffen. Wenn etwa Pflanzen blühen, ohne dass sich Insekten entwickelt haben, ist sowohl das Überleben von Pflanze wie auch das von Tier gefährdet. Das Gleiche gilt für Vögel, die aufgrund wärmerer Temperaturen früher schlüpfen, aber keine Nahrung finden.

Dazu kommt, dass aufgrund steigender Temperaturen vielen Arten der Lebensraum fehlt. Besonders deutlich wird das in den Meeren: Wärmeres Wasser nimmt CO2 aus der Luft auf, wird saurer, und das führt dazu, dass Korallen und ganze Riffe ausbleichen und absterben. Das kann eine Kettenreaktion entlang der Nahrungskette nach sich ziehen – und die Natur verarmen lassen. Der UN-Biodiversitätsrat (IPBES) schätzt, dass etwa eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind.

Das hat auch Auswirkungen auf die Wirtschaft. Immer wieder versuchen Wissenschafter, die sogenannten Ökosystemleistungen, also Dienste, die uns die Natur kostenlos zur Verfügung stellt, in Zahlen auszudrücken – und kommen dabei regelmäßig auf 15-stellige Dollarbeträge. Allein die Arbeit, die Bienen und andere Bestäuber für uns leisten, wird auf rund 500 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt. Genau berechnen lässt sich der Wert der Natur freilich nicht. Aber ob es nun Milliarden, Billionen oder Trillionen sind – sicher sagen lässt sich, dass uns das Artensterben teuer zu stehen kommen würde.

… für den Menschen?

Nicht nur die Natur, auch der Mensch ist von der Klimakrise stark betroffen. Vor allem unsere Gesundheit wird durch die steigenden Temperaturen und ihre Folgen stark beeinflusst. Frühere Todesfälle aufgrund von Hitze sind nur eine der anzunehmenden Folgen. Die Klimakrise fördert aus Sicht von Umweltmedizinern Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle. Vor allem jene Gruppen, die bereits vulnerabler sind – wie Ältere, Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen –, dürften stärker von den Folgen betroffen sein. Aber auch für bestimmte Berufsgruppen, etwa Menschen, die viel unter der Sonne arbeiten, kann die zunehmende Hitze gefährlich werden.

Allergiker werden es aufgrund der früheren Vegetationsperiode und der mitunter aggressiven Pollenbelastung schwerer haben. Zugleich sorgen wärmere Temperaturen für einen größeren Lebensraum für Insekten, die sich bisher nur in tropischen Gebieten wohlgefühlt haben – was wiederum zu einer Ausbreitung von Infektionskrankheiten führen kann.

Darüber hinaus sorgen Extremwetterereignisse rund um den Globus bereits jetzt Jahr für Jahr für zahlreiche Todesopfer. Wird hier nicht in die Klimaanpassung investiert, werden jene Zahlen steigen. Die Klimakrise sorgt darüber hinaus auch dafür, dass viele Teile der Welt, die bisher dicht besiedelt waren, künftig nicht mehr bewohnt werden können – etwa durch den Anstieg des Meeresspiegels oder aufgrund von Trockenheit. Das wiederum wird für Migrationsbewegungen sorgen, da Menschen gezwungen werden, ihre Heimat zu verlassen.

Das Verbrennen von fossilen Energieträgern führt zudem zu einer starken Luftverschmutzung. Nach Angaben der EU-Umweltagentur (EFA) sind zuletzt mehr als 300.000 Menschen in der Union frühzeitig aufgrund von Luftverschmutzung gestorben.

… für die Wirtschaft?

30 Milliarden Euro. So viel könnten die Schäden, die im Vorjahr durch die Flutkatastrophe entstanden sind, kosten – und das allein in Deutschland. Um ein Vielfaches teurer sind die Schäden, die in den vergangenen Jahren weltweit durch Dürre, Überflutungen oder Waldbrände entstanden sind. Die Kosten der Klimakrise sind hoch, in den Preisen für fossile Brennstoffe sind sie bisher kaum enthalten.

Welche Gesamtkosten aufgrund der Klimakrise in den kommenden Jahrzehnten entstehen werden, ist nur schwer messbar. Immerhin begrenzen sich die Kosten nicht auf kaputte Häuser und zerstörte Fabriken: Auch die sozialen Kosten, jene für das Gesundheitswesen und für notwendige Adaptierungsmaßnahmen, werden anwachsen. Je länger mit Gegenmaßnahmen gewartet wird, desto höher dürften die Folgekosten werden.

Das Ende der Rekordjagd in der Klimakrise ist also noch nicht in Sicht. Die unterschiedlichen Szenarien des Weltklimarats zeigen aber, dass es durchaus noch die Möglichkeit gibt, die verheerendsten Folgen abzuwenden.

Daten: IPCC (» 1, » 2)
Fotos: AFP, AP, AP/Bianchi, epa, getty, imago, Reuters

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